Aufgaben

Datenerhebung

  • direkte Datenerhebung (Tonaufzeichnung mit professioneller Aufnahmetechnik) vor Ort durch eine/n unserer Exploratoren/-innen
  • 150 möglichst homogen verteilte Orte, die sukzessive festgelegt werden
  • repräsentative Sprechergruppen aus 3 Generationen:
    – 2 Polizeibeamte (45–55 Jahre), die Notrufe entgegennehmen
    – 1 Vertreter der Generation der über 65jährigen
    – 1 Vertreter der Generation der um 20jährigen Abiturienten
    Im REDE-Projekt werden ausschließlich Männer aufgezeichnet (außersprachliche Variable "Geschlecht"). Dies ergibt sich daraus, dass in der Generation der 45-55jährigen fast nur männliche Polizeibeamte in den Notrufannahmestellen beschäftigt sind. Das Projekt Sprachvariation in Norddeutschland (SiN) trifft die Informantenauswahl komplementär zum REDE-Projekt und untersucht ausschließlich die Sprache von Frauen.
  • Aufnahmesituationen:
    – Übertragung der Wenkersätze in den individuell tiefsten Dialekt und das individuell beste Hochdeutsch
    – Vorlesetext (Fabel „Nordwind und Sonne“)
    – Interview zu Sprachverwendung und -biographie mit einer Exploratorin / einem Explorator
    – Unterhaltung mit einem selbst gewählten Gesprächspartner
    – Notrufannahmegespräche (wurden bereits überwiegend im BKA-Kooperationsprojekt DIGS gesammelt)

Datenaufbereitung

  • normorthographische Verschriftung der Aufnahmen durch unsere studentischen Hilfskräfte
  • phonetische Feintranskription ausgewählter Gesprächsausschnitte nach IPA
  • Datenbankerfassung der Interviews und verschiedener Verschriftungen
  • Integration von Teilen der Aufnahmen und Transkriptionen in das REDE-Informationssystem SprachGIS durch die Arbeitsgruppen Datenintegration Ton und Systementwicklung

Datenanalysen

  • Qualitative und quantitative Variablenanalyse
  • Dialektalitätsmessung (phonetische Abstandsmessung)
  • Statistische Methoden

 

Ziele

Ausgangspunkt

Die Entwicklungsgeschichte des gesprochenen Deutsch ist durch parallele gegenläufige Ausgleichs- und Differenzierungsprozesse geprägt. Während noch in der frühen Neuzeit fast ausschließlich Orts- und Kleinraumdialekte zur mündlichen Kommunikation verwendet wurden, haben diese durch die Entwicklung der neuhochdeutschen Standardsprache und der massenmedialen Verbreitung einer norddeutsch geprägten Aussprachenorm seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts an Bedeutung verloren. Die Zahl der Dialektsprecher nimmt kontinuierlich ab und andere Formen regional geprägter Sprache prägen heute den sprachlichen Alltag.

Damit hat sich auch für die variationslinguistische Forschung – die deutschen Dialekte sind in der traditionellen Dialektologie bereits umfassend erforscht worden – der Gegenstand verändert und ist wesentlich komplexer geworden. Aus diesem Grund liegen auch bisher keine umfassenden oder vergleichbaren Untersuchungen zum gesprochenen Deutsch in ganz Deutschland vor.

Forschungsdesiderata

Die folgenden beiden übergeordneten Forschungsdesiderata/-fragen lassen sich formulieren:

  1. Wie sehen die standardnächsten Formen gesprochener Sprache in den verschiedenen Dialektregionen aus und welche Raumstrukturen lassen sich hier ermitteln (horizontale Dimension)?
  2. Welche Strukturen weisen die linguistischen Variationsspektren („Register“) zwischen den unterschiedlichen Dialekten und dem Standarddeutschen auf (vertikale Dimension)?

Diese Fragen werden auch von verschiedenen Partnerprojekten – insbesondere den Projekten Sprachvariation in Norddeutschland (SiN) und Deutsch heute– mit jeweils leicht unterschiedlichen Ansätzen behandelt, so dass sich durch die Vernetzung ein vollständigeres Bild zeichnen lässt.
Die neu erhobenen Daten werden in das im Rahmen von Teilziel 1 des REDE-Projekts entstehenden Informationssystems auf vorliegende kartierte regionalsprachliche Daten und auf regionalsprachliche Tonaufnahmen, die seit Beginn dialektologischer Forschung gesammelt wurden, beziehbar sein.

 

Anwendungsmöglichkeiten

Die Neuerhebung direkt vergleichbarer regionalsprachlicher Daten und ihre Integration in das Informationssystem bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, wie z.B.:

  • für die forensische Sprechererkennung (im REDE-Projekt wird die erfolgreiche Zusammenarbeit im Kooperationsprojekt „Dialektal gefärbte Standardsprache (DIGS)“ (Projektlaufzeit 2004–2007) fortgeführt und die in REDE erhobenen Daten stehen der Abteilung für Sprechererkennung und Tonträgeranalyse des Bundeskriminalamts ebenfalls zur Verfügung),
  • für den Bereich Deutsch als Fremdsprache, indem sich Deutschlerner gezielt über die sprachliche Variation der Alltagssprache in den einzelnen Regionen Deutschlands informieren können.
  • für den Bereich der Sprachtechnologie. Viele Systeme zur automatischen Spracherkennung haben, vor allem dann, wenn sie auf Abweichungen von der Normaussprache treffen, noch erhebliche Probleme bei der Verarbeitung. Erkenntnisse über remanente, d.h. auch in der intendierten Standardsprache vorhandene regionalsprachliche Merkmale können zur Optimierung von Spracherkennungssystemen beitragen.

 

Personen

Leitung der Arbeitsgruppe

Mitarbeiter/innen

  • Sybille Felix (Exploration & Transkription)
  • Sarah Franchini (Transkription)
  • Milena Gropp (Transkription)
  • Bettina Kärcher (Exploration & Transkription)
  • Dr. Carolin Kiesewalter (Exploration & Transkription)
  • Juliane Limper (Exploration & Transkription)
  • Maya Lippmann (Transkription)
  • Salome Lipfert (Transkription)
  • Björn Lüders (Koordination)
  • Tillmann Pistor (Analyse)
  • Josephine Rocholl (Exploration & Transkription)
  • Victoria Schaub (Exploration & Transkription)
  • Hanni Schnell (Exploration & Transkription)
  • Philipp Spang (Exploration & Transkription)
  • Dr. Lars Vorberger (Exploration & Transkription)

Studentische Mitarbeiter/innen

  • Malina Amsler
  • Marie Balan
  • René Blum
  • Hanna Bohnensteffen
  • Mirja Bohnert
  • Ole Michael Caspers
  • Silja Dickemann
  • Louise Dirk
  • Susanne Drechsel
  • Miriam Festl
  • Belinda Fingerling
  • Knut Freitag
  • Nelson Frey
  • Anna Lena Georg
  • Linda Gerlach
  • Francie Höhler
  • Achim Hötzel
  • Gabriela Jimenez Falch
  • Ramona Kaul
  • Luise Link
  • Jan Linsenmann
  • Philipp Lunderstädt
  • Annabell Meyer
  • Romina Moussavi
  • Beeke Muhlack
  • Cornelia Nutsch
  • Tillmann Pistor
  • Anne Pöll
  • Benjamin Reinhardt
  • Annika Schmitt
  • Saskia Schröder
  • Julia Schüler
  • Lisa-Marie Smit
  • Elena Steinbrecher
  • Linda Tristl
  • Marie Tronnier
  • Daniela Uebersohn
  • Ina Völker
  • Mattis Weber
  • Isabell Weißkirchen
  • Greta Zahner
  • Nikolas Zonker

 

Linguistische Werkzeuge

Die Webseite mpiorn.de von Björn Lüders stellt eine Sammlung phonetischer Werkzeuge (z. B. ein Tool zur Eingabe von IPA-Symbolen und ein Programm zur automatischen Messung des phonetischen Abstands) als kostenlose Downloads zur Verfügung.